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Die Zeit der Zettelwirtschaft für Mieter ist jetzt vorbei - Welt.de
Von Björn Engel
In der Wohnungsbranche halten die Apps Einzug
Irgendetwas mit roten Sofas? Könnte man jedenfalls meinen, wenn man den IT-Dienstleister Promos in seiner Berliner Zentrale besucht. Zwei große feuerrote Dreisitzer stehen im Wartebereich, das gleiche Ensemble noch einmal im Zimmer des Geschäftsführers. Doch spiegeln diese wahrscheinlich nur die Farbenfreude von Jens Kramer wieder, der auf gelben Sneakers unterwegs ist. Auch wenn alles farbenfroh und bunt daherkommt: Die Zeiten, in denen Promos noch als junges Startup hätte gelten können, liegen bald 20 Jahre zurück. „Wir betreiben inzwischen die größte Digitalisierungsplattform der Wohnungswirtschaft in Deutschland“, sagt Kramer, Chef von nun 200 Promos-Mitarbeitern. Mit der Marke „easysquare“ treiben diese den Digitalisierungsboom in der Immobilienwirtschaft voran.
Aktuell bieten rund 15 Prozent der Wohnungsunternehmen in Deutschland Service-Apps für ihre Mieter an. Immoviewer, Home, Allthings, BEOSinvest, Astra Cockpit oder eben easysquare unterscheiden sich zwar in ihren Funktionen und Aufgaben zum Teil deutlich, doch zählen sie alle zum Feld der „Prop-Tech“, der „Property Technology“. Jener Technologien also, die im Bereich der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft für einen Umbruch mittels Digitalisierung sorgen. Junge PropTech-Unternehmen schießen dabei aktuell wie Pilze aus dem Boden. 2015 gab es etwa 70, zwei Jahre später waren es schon um die 200. Vergangenes Jahr sammelten 16 dieser meist jungen Unternehmen rund 80 Millionen Euro ein. Wer von ihnen den harten Wettbewerb am Markt überlebt, wird sich erst noch herausstellen. „Wenn wir uns im Umfeld von europaweiten Ausschreibungen bewegen, konkurrieren wir mit zwei bis drei anderen Anbietern“, rückt Kramer die Größenverhältnisse zurecht. Eine App zu programmieren, ist das eine, sie in ein bestehendes, im Falle von Promos auf SAP-basierendes System zu integrieren, eine ganz andere Sache.
„Das iPad hat die Kommunikation zwischen Objektverwaltern, Mietern, Hausmeistern und Handwerkern von Grund auf verändert“, sagt der CEO von Promos. Heute müsse niemand mehr wegen einer defekten Leuchte den Hausmeister im Flur abfangen und sich dabei gleich fragen lassen, was denn in dem Paket unter seinem Arm sei. Dank Tablet-Computern und entsprechenden Datenbanken braucht heute auch niemand mehr zu einer Übernahme mit einem Wust an Zetteln erscheinen. Selbst Fotos der Wohnung oder Immobilie können sofort eingebunden oder aus der Historie abgerufen werden. Doch selbst wenn dadurch – bis hin zur Betriebskostenabrechnung – vieles für die Beteiligten komfortabler wird, ist die entsprechende Entwicklung alles andere als trivial. So nutzt Apple eine andere Programmiersprache als zum Beispiel SAP, dennoch müssen sämtliche Informationen mittels einer Plattform synchronisiert werden. Bei zum Teil mehreren hunderttausend Wohneinheiten mit Verträgen, Reparaturen, Schriftverkehr, Rechnungen würde schon der kleinste Programmierfehler zu einem heillosen Durcheinander führen. Zum Glück gibt es noch andere Spezialisten auf diesem Gebiet, die man sich dafür ins Boot holen kann. „Als ich vor 20 Jahren zum ersten Mal von SAP gehört habe, musste ich erst mal zum Telefonbuch greifen und nachschlagen“, sagt Kramer. SAP war damals noch kein allbekannter Branchenriese wie heute, bot aber immerhin eine Standardsoftware für die Verwaltung von Immobilien und Wohnungen an. Diese wurde und wird auch heute noch von Promos für die entsprechenden Kunden erweitert und maßgerecht gestaltet. Betreibt einer Parkhäuser, benötigt er die Scanfunktion der App vielleicht für einen Abgleich der Kennzeichen mit den Daten derjenigen, die den entsprechenden Parkplatz wirklich gebucht haben. Verwaltet jemand Wohnungen, wird die Scanfunktion eher für Zählerstände eingesetzt und optimiert. Will jemand der Fluktuation in einem Studentenheim Herr werden, kommt es eher darauf an, möglichst viel Fotos von Ausstattungsgegenständen in Vertrag und Abnahme zu integrieren. Auf diese Weise werden die Immobilien ganz anders mobil, als man es sich vor 20 Jahren noch hätte vorstellen können. Und dank der neuen Kommunikationsformen hat die Digitalisierung im Wohnungswesen noch eine weitere angenehme Nebenerscheinung: „Die Transparenz“, sagt Kramer, „die dadurch entsteht, dass alles digital nachvollziehbar ist, führt zu mehr Entspannung im Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter.“ Und das ist ja auch nicht zu verachten.
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